Literatur hat mit Räumen zu tun. Literarisches Schaffen schreibt sich in die Topographie ein, es prägt Orte und Räumlichkeiten. Diesen unsichtbaren Spuren folgen die literarischen Spaziergänge, der Klassiker im Angebot der Literaturspur. Sie führen mitten in die Stadt, in die Peripherie oder ins Grüne. Oft sind es die unscheinbaren Orte, welche die überraschendsten Geschichten erzählen. Ob Poesie oder Biografie, ob Reisenotizen oder Romanfragmente – Texte und Orte wollen gleichermassen gelesen und erlebt werden.
Ob wir die Papiermühle besuchen, vor dem Schulhaus am Münsterplatz stehen oder ein Buch aus dem Schwabe Verlag zur Hand nehmen – wir bewegen uns unmittelbar auf Spuren des Basler Humanismus. In Basel ist das älteste Verlagshaus der Welt beheimatet. Weshalb verkehrten Gelehrte aus ganz Europa um 1500 im Haus zum Sessel? Welches war der literarische Bestseller der Zeit, geschrieben in Basel? Bei wem war Erasmus von Rotterdam zu Gast, als er 1536 in der Stadt am Rhein starb? Ein Spaziergang durch die Altstadt beantwortet diese und andere Fragen, etwa auch, wie ein Walliser Hirtenknabe zum angesehenen Basler Bürger und Schuldirektor aufsteigen konnte. In Basel scheint bis heute etwas vom aufregenden Aufbruch in ein neues Zeitalter fortzuleben.
Mit Martina Kuoni
Dauer: 1–1,5 Stunden Eintritt: CHF 35.– | CHF 20. – (KulturLegi, Studierende & Auszubildende) Anmeldung: info@literaturspur.ch | +41 61 301 00 33
Der Treffpunkt wird bei der Anmeldung bekannt gegeben. Die Teilnehmendenzahl ist beschränkt. Änderungen vorbehalten.
Sie können sich bis 24 Stunden vor dem Spaziergang kostenfrei abmelden. Bei späterer Abmeldung wird der Ticketbetrag in Rechnung gestellt.
Die Stadt Basel hat in der Biografie Hermann Hesses eine besondere Rolle gespielt. Hier verbrachte er glückliche Kindheitsjahre, legte einen Grundstein für seine Laufbahn als Schriftsteller und lernte zwei seiner Ehefrauen kennen. Wir spazieren zu Basler Orten, an denen Hesse gelebt, gearbeitet und geschrieben hat. Dabei entdecken wir Spuren weltberühmter Texte und unbekannter Werke des Autors.
Mit Maria Marggraf In Kooperation mit dem Hermann Hesse Festival Basel
Dauer: 1–1,5 Stunden Eintritt: CHF 10.– Anmeldung: info@literaturspur.ch | +41 77 250 0770
Zürich gilt als die Wiege des Dadaismus. Inspiration aber fand Hugo Ball, der Begründer der Bewegung, in Basel. Hier gastierte er zusammen mit Emmy Hennings und dem Maxim-Ensemble im Basler Varieté-Restaurant Glock. Hier faszinierten ihn die Basler Fasnachtstrommeln. Kurt Schwitters wiederum erläuterte anhand von MERZ in einer Villa auf dem Bruderholz sein dadaistisches Weltbild. Zum Auftakt trug er sein berühmtes Gedicht An Anna Blume vor. Eine dadaistische Spurensuche 104 Jahre nach DADA.
Im Hafenareal wimmelt es: Es ist einer der wenigen Orte in Basel, die gute Lebensbedingungen für Insekten bieten. Was für uns wie Gestrüpp und Unkraut aussieht, ist die Heimat von Käfer, Ameise und Co. Zwischen Kreuzfahrtschiffen und ausrangierten Gleisen tauchen wir ein in Die Passion nach G. H. von Clarice Lispector. Die brasilianische Autorin erzählt, wie die Begegnung mit einer Schabe die engen Grenzen einer menschlichen Identität sprengt. Eine Annäherung an diese oft unbeachteten Erhalter unserer Ökosysteme.
Mit Maria Marggraf In Kooperation mit der Zentrale für Umweltausstellungen
Dauer: 1–1,5 Stunden Eintritt: CHF 35.– | CHF 20. – (KulturLegi, Studierende & Auszubildende) Anmeldung: info@literaturspur.ch | +41 77 250 0770
Erasmus ist in Basel präsent. Zahlreiche Orte erzählen von seinem Leben und Wirken in der Stadt. Hier empfing er Gelehrte aus ganz Europa und verfasste seine wichtigsten Schriften, auch Die Klage des Friedens, gedruckt 1517 in der Offizin von Johannes Froben. Erasmus begründete den Ruf Basels als bedeutende Stadt des Humanismus. Der Spaziergang nimmt die Spuren des genialen Denkers und Pazifisten auf.
Dauer: 1–1,5 Stunden Eintritt: CHF 15.– Die Veranstaltung ist ausverkauft. Restkarten sind ggf. vor Ort erhältlich.
Das Hotelzimmer als Ort literarischer Höhenflüge – ein vielgeliebter Mythos. In Basel beflügeln das Grand Hotel Les Trois Rois oder das Hotel Krafft diese Vorstellung. Hier waren Thomas Mann, Hermann Hesse oder Annette Kolb zu Gast. Tagebucheinträge, Romanentwürfe und Gedichte wurden aber auch in Cafés und Gaststätten verfasst. Ein Spaziergang zu literarisch inspirierenden Orten.
Iris von Roten hat sich als Juristin und Publizistin für die Rechte der Frau eingesetzt. Wenige Monate nachdem ihr Hauptwerk Frauen im Laufgitter erscheint (1958), wird die Einführung des Frauenstimmrechts auf nationaler Ebene vom (männlichen) Stimmvolk verworfen. Die Lehrerinnen des Mädchengymnasiums reagieren mit einem Streik, Iris von Roten mit der Schrift Frauenstimmrechtsbrevier (1959). Der Spaziergang führt vom Heuberg zur Allgemeinen Lesegesellschaft am Münsterplatz. Hier folgt ein Gespräch mit Noëmi Crain Merz (Historikerin, Co-Autorin Band 7 der Stadt.Geschichte.Basel) zu Iris von Roten und dem Kampf für die Rechte der Frau. Satu Blanc liest aus Texten von Iris von Roten.
Mit Martina Kuoni In Kooperation mit Stadt.Geschichte.Basel
Dauer: ca. 2,25 Stunden Eintritt: CHF 45.– | CHF 30. – (KulturLegi, Studierende & Auszubildende) Anmeldung: info@literaturspur.ch | +41 61 301 00 33
Das Jüdische Museum der Schweiz, zwei Synagogen, jüdische Schulen, ein jüdisches Altersheim, ein Restaurant – in Basel sind Kultur und Alltag dieser alten Religion lebendig. Bekannte Ereignisse weisen in die Vergangenheit, etwa der erste Zionistenkongress im Stadtcasino, von Theodor Herzl einberufen. Es gibt erstaunliche Entdeckungen zu machen, eine Verbindung der Familie von Anne Frank nach Basel oder eine Villa in der Holbeinstrasse, in der Theaterleute und Musiker aus ganz Europa ein und aus gingen. Die Schriftstellerin Thea Sternheim verbrachte ihre letzten Lebensjahre in Basel. Bereits zwischen 1578 und 1580 druckte die Offizin Ambrosius Froben eine Basler Talmudausgabe – Basel kennt eine lange jüdische Geschichte.
Die Poesie in Basel lebt – hier und heute. Und manchmal genau dort, wo man sie nicht vermuten würde. Gedichte kommen aus Automaten und laufen über das Poesietelefon. Im Kannenfeldpark steht (mittlerweile der zweite) Baum der Poesie. Im «Büro für Problem» [sic!] werden literarische Kurzwerke in Handarbeit gedruckt. Und zweimal im Jahr – am Tag der Poesie und zum Internationalen Lyrikfestival Basel – wird Lyrik in dieser Stadt ganz gross gefeiert. Ein Rundgang im Grünen, der zum Verweilen einlädt.
Mit Maria Marggraf
Rilke in der Schweiz: Man denkt an Soglio oder an Raron im Wallis. Dass sich der Dichter 1919 / 1920 in Basel und in der näheren Umgebung aufhielt, ist wenig bekannt. Rilke trat als Vortragsredner auf, war bei Basler Familien zu Gast und nahm an spiritistischen Sitzungen teil. Bleibende Freundschaften entstanden. Der Rundgang führt zu Rilkes Basler Inspirationsquellen, zu Auftrittsorten und Kaffeelokalen, die er gerne besuchte. Unterwegs wird aus Aufzeichnungen und Briefen vorgelesen.
Vor 500 Jahren kamen Gelehrte aus ganz Europa nach Basel, um hier zu debattieren, ihre Schriften zu drucken und an der Universität ihre Karriere zu befördern. Die Spuren ihres Wirkens sind bis heute in der Stadt präsent. Weniger offenkundig ist das Wirken der schreibenden Frauen. Der Literaturspaziergang durch die Basler Altstadt führt uns zu Tagebuchpoetinnen, Salondamen, Kinderbuchautorinnen, feministischen Kämpferinnen – und zu Elftausendjungfern. Wir kreuzen die Wege von Lisa Wenger, Cécile Ines Loos, Meta von Salis, Iris von Roten, Charlotte Louise Staehelin-Burckhardt, Thea Sternheim und anderen und lassen uns zwischendurch auf der Fähri über den Rhein schaukeln.
«Je nachdem, wie der Wind weht, hört man die Glocken von Basel oder die Schüsse im Elsass» (Hilde Ziegler). Die Lage Basels im Dreiländereck bedeutete zu gewissen Zeiten für viele Gefahr, für manche Rettung. Diese Grenzsituation findet noch in der jüngsten Literatur ihren Niederschlag, etwa bei Urs Widmer oder Hilde Ziegler. Der vehemente Kriegsgegner Wolfgang Borchert starb in den 1940er Jahren in Basel. Zur selben Zeit frönten die nationalsozialistischen Auslandorganisationen im «Deutschen Heim», heute Sitz des Vorstadttheaters, ihrem unseligen Tun. Ein Spaziergang zu denkwürdigen (Literatur)stätten.
«Es wird Schwierigkeiten geben», liess Werner Düggelin 1968 bei seinem Antritt als neuer Theaterdirektor verlauten. Auf dem Rundgang durch die Theaterstadt Basel hören wir von anderen Äusserungen und Ereignissen vor und hinter den Kulissen. Zum Beispiel, dass Friedrich Dürrenmatt während seiner Regiezeit am Basler Theater wie ein Theaterimpresario residierte, dass Dieter Forte ihn als Hausautor ablöste und von Düsseldorf kommend in Basel hängen blieb – bis zum heutigen Tag. Oder dass Egon Karter die Komödie gewissermassen als Privatier baute.
Bern ist eine Literaturstadt allein schon der Nationalbibliothek und des Schweizerischen Literaturarchivs wegen. Hier lagern opulente Nachlässe, etwa von Friedrich Glauser, Annemarie Schwarzenbach, Hugo Ball und auch von Friedrich Dürrenmatt, der den Anstoss zur Gründung des Archivs gab. Geschrieben wurde in Mansarden, Bibliotheken, Cafés – und auch im Bundeshaus. Julie Bondeli führte im Zeitalter der Aufklärung einen europaweit bekannten literarischen Salon. Auch Monique Saint-Hélier empfing Gelehrte aus Nah und Fern, und das meist liegend. In der alten Zähringerstadt lebten sowohl zukünftige Nobelpreisträger:innen wie auch arme Mansarden-Literat:innen. Der Spaziergang führt zu Wohn- und Wirkungsstätten der Schreibenden sowie zu literarischen Schauplätzen.
In Biel kommt Robert Walser 1878 zur Welt. Die Stadt ist im Aufbruch, die Uhrenindustrie breitet sich aus. Walser absolviert eine Banklehre, sein Herz aber schlägt fürs Theater. Nicht als Schauspieler, sondern als Schriftsteller kehrt er immer wieder in seine Heimatstadt zurück. Der Spaziergang führt zu seinem Geburtshaus, zur Schule, die er besucht hat, zu Wohnhäusern, in denen er gelebt und geschrieben hat. Mit Textlesung.
Graubündens Kapitale bündelt die literarische wie die landschaftliche Vielfalt dieses ausserordentlichen Kantons mit seinen drei Sprachen. Seit Jahrhunderten Etappenort auf der Reise von Nord nach Süd, hat die Stadt schon früh Künstler:innen und Literat:innen angezogen. Mit dem Tourismus ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die älteste Stadt der Schweiz zum attraktiven Tor in die Bergwelt und in den Süden. Chur polarisiert: Thomas Bernhard, Niklaus Meienberg oder Friedrich Nietzsche litten hier vornehmlich und zum Teil lautstark. Hans Christian Andersen war entzückt von der Stadt und ihren Bewohner:innen, Rilke freute sich an den alten Gärten. Und Bertolt Brecht brachte ausgerechnet hier seine Antigone zur Uraufführung. Spaziergang auf dem literarischen Pflaster der alten Stadt am Rhein.
Ferien in Luzern! Auch der grosse amerikanische Schriftsteller Mark Twain (1835–1910) gönnte sich dieses Vergnügen zweimal während seines Lebens. Dass er sich in Luzern amüsierte und ärgerte, wunderte und freute, ist in seinem ausführlichen Reisejournal Bummel durch Europa zu lesen. Wir versetzen uns auf dem Stadtrundgang in seine Zeit und hören von den Flöhen in den Erstklass-Hotels und den erfolglosen Angler:innen am Quai, von den Möchtegern-Alpinist:innen aus ganz Europa, den Tücken des Souvenirhandels und dem ergreifendsten Stück Stein der Welt: dem Löwendenkmal.
Luzern verkörpert die Schweiz schlechthin. So erstaunt es nicht, dass hier sowohl Einheimische wie Fremde, die die Stadt und die Gegend bereisten, ihren Empfindungen mittels Tinte Ausdruck verleihen mussten. Üppige Reisejournale und Korrespondenzen, heroische Theaterstücke, aber auch Gedichte und Erzählungen belegen die Inspirationskraft der Stadt. Literarische Fährten führen von Leo Tolstois Erinnerungen an das Hotel Schweizerhof über Cécile Laubers Gedicht auf die Kapellbrücke bis zu Mark Twains Hymne auf den sterbenden Löwen von Luzern. Und selbstverständlich auch zum Schweizer Literaturnobelpreisträger Carl Spitteler.
Trinkende und badende Autor:innen sitzen in Rheinfelden seit über 100 Jahren an der Quelle: Feldschlösschen Bier und das Solbad gehören zur Stadt wie das Inseli und der Rhein. Der Ort inspirierte Krimiautor:innen zu gruseligen Geschichten, liess theaterverrückte Bürger:innen eine Kirche zum Stadttheater umbauen und bietet bis heute Nährboden für Texte und Träume. Literaturspaziergang zu Krimischauplätzen, Orten gepflegter Badekultur und zu literarisch bedeutsamen Ecken und Winkeln der Altstadt.
Solothurn am Jurasüdfuss ist Teil einer reichen und vielfältigen Literaturlandschaft. Einmal im Jahr wird die Stadt zum Pilgerort von Autor:innen und Literaturbegeisterten von Nah und Fern. Lange schon vor den Solothurner Literaturtagen aber besuchten Schriftsteller:innen die Stadt an der Aare. Der Fluss, der Berg samt Ausblick auf den Alpenkranz, der Barockglanz schliesslich wirkten immer schon anziehend auf Einheimische und Gäste.
Unterwegs zu Jean-Jacques Rousseau auf der Petersinsel oder zu Voltaire am Genfersee: manche Poet:innen machten in Solothurn mehr zufällig Halt. Und doch: Ob als Gast im vornehmen Hotel de la Couronne oder am Stammtisch in der Genossenschaftsbeiz Kreuz – es galt und gilt vieles festzuhalten: Reiseerlebnisse, Stadteindrücke, Literatentratsch. Auf dem Spaziergang begegnen wir Alexandre Dumas, Robert Walser, Gerhard Meier und hören Anekdoten aus dem literarischen Solothurn.
In Zürich treffen im 20. Jahrhundert heimatlose Lyrikerinnen auf einheimische Autorinnen, politisch engagierte Exilschriftstellerinnen auf Schweizer Publizistinnen. Die Wege von Claire Goll und Emmy Ball-Hennings kreuzten sich hier; Jo Mihaly bewegte sich schreibend, tanzend und singend mitten in der Exilgemeinschaft; die Tonhalle wurde 1895 mit einem Stück von Ricarda Huch eröffnet, die als Lehrerin und Stadtbibliothekarin in Zürich arbeitete. Ruth Liepman richtete im Niederdorf die bedeutende Literaturagentur Liepman ein, Erika Mann brachte das politische Kabarett in die Stadt. Spaziergang auf Spuren von berührenden und verrückten Lebensläufen des 20. Jahrhunderts.
«Wo soll ich hin, wenn kalt der Nordsturm brüllt?» Die berühmte deutsche Lyrikerin ist 64 Jahre alt und mittellos, als sie 1933, nach der Machtübernahme der Nazis in Deutschland, in Zürich eintrifft. Wohin? – in ein unbeheiztes Zimmer im Augustinerhof, ins Café Terrasse, ins Cinema Nord-Süd. Sie hält Lesungen, verkauft ihre Zeichnungen, bezahlt mit Bonbons. Sie bekommt keine Arbeitsbewilligung, später auch keine Aufenthaltsbewilligung mehr, dann Einreiseverbot in die Schweiz. Das am Schauspielhaus uraufgeführte Stück Arthur Aronymus und seine Väter wird nach zwei Vorstellungen abgesetzt. Else Lasker-Schüler hat trotz aller Widrigkeiten in Zürich Spuren hinterlassen, unter anderem mehrere Koffer. Der Literatur-Spaziergang geht diesen Spuren in der Zürcher Altstadt nach.
«Wo wir die aufregenden Jahre durchlitten» (Yvan Goll): Während beider Weltkriege wurde Zürich zum Sammelpunkt europäischen Geistes. Intellektuelle trugen revolutionäre Ideen wie grenzenloses Leid in die Stadt. Das Odeon und das Terrasse wurden legendäre Cafés, die Pfauenbühne eine Theaterstätte von Weltruhm. Im Cabaret Voltaire und bei den literarischen Soirées im Rabenhaus traten Experimentierende und Arrivierte auf. Klingende Namen wie Hugo Ball, Bertolt Brecht, Else Lasker-Schüler, Erika Mann, Emil Oprecht und zahlreiche andere haben sich in die Stadtgeschichte eingeschrieben.
Landschaftsmaler möchte er werden, deshalb fährt Gottfried Keller als junger Mann nach München, in die europäische Kunstmetropole. Die Enttäuschungen der letzten Jahre will er hinter sich lassen: den Schmerz um den früh verstorbenen Vater, die Schmach des Rauswurfs aus der Schule, die ernüchternde Lehrzeit bei einem Kupferstecher. Die Jahre in München aber sind geprägt von bitterer Not, Selbstzweifeln, ausbleibendem Erfolg und von Heimweh. Geschlagen kehrt Keller nach Zürich zurück. Erst ein Stipendium seiner Vaterstadt führt ihn auf den Weg des Schriftstellers. Auf dem Spaziergang in der Altstadt liegen die Häuser, in denen Gottfried Keller aufwuchs, lebte, arbeitete und die Geselligkeit pflegte, in bequemer Nachbarschaft.
Ein Jahrzehnt lang (1896-1905) wohnte Robert Walser – mit Unterbrüchen – in Zürich. Hier schrieb er seine ersten Gedichte und Prosastücke und knüpfte wichtige literarische Verbindungen. In die Zürcher Zeit fiel das Erscheinen seines ersten Buches Fritz Kochers Aufsätze. Häufiger als die Stelle als Commis, Schreiber oder «Gehülfe» wechselte er das Zimmer und die Mansarde, 17 verschiedene Wohnadressen lassen sich nachweisen. «Zürich ist eine der besten Städte der Welt» – Walsers Zuneigung zur Limmatstadt fand jedoch wenig Widerhall, der literarische Durchbruch blieb aus, und so suchte er ab 1905 sein Glück in Berlin. Seit wenigen Jahren aber trägt eine Gasse in der Zürcher Altstadt seinen Namen. Spaziergang durch die Zürcher Altstadt auf den Spuren des jungen Dichters.